Vergänglichkeit und Ewigkeit. Konfrontationen und Verschränkungen unterschiedlicher Zeitsemantiken in mittelalterlichen Jenseitsreisen
gefördert von der DFG
Das Projekt wird seit 2018 im Rahmen einer DFG-Sachbeihilfe gefördert und gemeinsam von Prof. Dr. Andreas Bihrer (Kiel) und Prof. Dr. Julia Weitbrecht (Köln) geleitet. Es untersucht die in der mittelalterlichen Visionsliteratur verhandelten unterschiedlichen Zeitsemantiken von Vergänglichkeit und Ewigkeit. Zwei Dissertationsprojekte befassen sich mit lateinischen Jenseitsreiseberichten des hohen Mittelalters (12. Jh.) sowie mit deren spätmittelalterlichen deutschsprachigen Übertragungen (15. Jh.), die im Verbund mit Texten zur Ars moriendi und anderen eschatologischen Textsorten überliefert sind. Im Zentrum der Analysen stehen die Konfrontationen unterschiedlicher Zeitsemantiken – von linear-prozessualer Reise und Heilsgeschichte, Unendlichkeit und individueller Sterblichkeit, ewiger Strafe und Erlösung –, über welche die Vergänglichkeit des Menschen in Bezug auf das Verhältnis von individueller Sterblichkeit und Weltende, von Erlösung und Ewigkeit reflektiert wird. Die Texte werden daraufhin untersucht, welche Sinn- und Bewältigungskonzepte im Umgang mit Vergänglichkeit entwickelt werden und welche Modifikationen diese in den vielfältigen Bearbeitungen, Übertragungen und Überlieferungsverbünden jeweils erfahren. Im Kontext dieser kulturhistorischen und überlieferungsgeschichtlichen Ansätze befasst sich ein weiteres im Rahmen des Projekts gefördertes Dissertationsprojekt mit narrativen Kontextualisierungen von Gebeten in spätmittelalterlichen Sammelhandschriften.
Projektleitung: Prof.' Dr.' Weitbrecht
Projektmitarbeiter*innen: Karolin Künzel (CAU Kiel), Patrick Nehr (CAU Kiel), Lara Schwanitz (Köln)
VAS - Vor Augen Stellen. Bildliche Kommunkation jenseits der Dichotomie von Sprache und Bild.
gefördert von der DFG
Das Interesse am Bild als Teil der sinnstiftenden Kommunikation ist im Zeichen einer florierenden Bildwissenschaft seit dem iconic turn beständig gewachsen. Doch sind Sprache und Bild als Erkenntnisinstrumente seit jeher miteinander verbunden: In der durch die antiken Rhetorik geprägten mittelalterlichen Erkenntnis- und Bedeutungsbildung ist das Bildliche im Sinne des Vorstellungsbildes Teil des Denkens. Die zentralen sprachlichen Verfahren der Bilderzeugung, die Hypotyposis und der Vergleich, zielen analog zu den bildkünstlerischen Verfahren auf Anschaulichkeit und Evidenz. Man kann für die kulturgeschichtliche Phase des Mittelalters von einem weichen Medienbegriff, jenseits einer ausdifferenzierten Trennung von Sprache und Bild, sprechen: Text- und Bildproduktion sind gleichermaßen rhetorisch geprägt. Das Ziel, einen abwesenden Gegenstand sprachlich so vor Augen zu stellen, dass er gegenwärtig und lebendig erscheint, verhält sich zur rhetorikbasierten bildkünstlerischen Darstellungskonvention der Evidenzerzeugung analog. Das interdisziplinär ausgerichtete mediävistische Netzwerk setzt am historisch weichen Medienbegriff und einer rhetorikbasierten Vorstellung des Bildlchen an. Die Leitidee speist sich aus dem Vorgang der auf Ähnlichkeit beruhenden intra- bzw. intermedialen Übertragung im Anschluss an aristotelische Vorstellungen. Das Netzwerk zielt im Rahmen eines Buches zur 'Historischen Bildlichkeit' auf die systematische Beschreibung der Verfahren des Vor-Augen-Stellens, angereichert durch eine Reihe exemplarischer Studien.
Projektleitung: PD Dr. Franziska Wenzel
Geisteswissenschaften in der Welt / Studium Integrale
Im Rahmen der Neuorganisation des Wissensbereichs (universitas) des Studium Integrale wird eine interdisziplinäre Vermittlung von Themen und Methoden unterschiedlicher Fachwissenschaften für fachfremde Hörer_innen aller Fakultäten angestrebt. Die speziell entwickelten Lehrveranstaltungen (Clustervorlesungen) präsentieren unter dem Label „WeiterDenken“ Einblicke in die vielfältigen Gegenstandsbereiche geisteswissenschaftlicher Forschung. An der Philosophischen Fakultät wird so ein Angebot des Studium Integrale entwickelt, das für andere Fakultäten impulsgebend fungieren soll.
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Projektleitung: Prof. Dr. Monika Schausten
Reform als Textstrategie. Untersuchungen zum literarischen Oeuvre des Johannes Meyer O.P.
gefördert von der DFG
Das Forschungsvorhaben hat eine umfassende literaturwissenschaftliche Erschließung der deutschen und lateinischen Schriften des Dominikanerobservanten und Ordenschronisten Johannes Meyer (1422/23-1485) mit texttypologischem, narratologischem, funktions- und diskurshistorischem Zugriff zum Ziel. Im Rahmen einer Monographie werden fünf überlieferungsgeschichtlich fundierte Textkomplexe, mit denen das monastische Schrifttum Johannes Meyers repräsentativ und nahezu vollsändig erfasst ist, eigehend untersucht. Angestrebt wird eine Einordnung des gewichtigen Oeuvres nicht allein unter ordens- und kulturgeschichtlicher Perspektive, sondern vor allem mit Blick auf seine Positionierung im Kontext der spätmittelalterlichen "Frömmigkeitstheologie" (Berndt Hamm) sowie hinsichtlich seines originären Beitrags für die deutsche Literatur des 15. Jahrhunderts. Damit wird ein weithin vernachlässigtes Textcorpus in die Mitte und in die ihm zustehende Aufmerksamkeit einer wissenschaftlichen Diskussion zur geistlichen literatur des 15. Jahrhunderts gerückt, das nicht zuletzt für das Verständnis des Verhältnisses von 'Reform' und 'Reformation' weiterführende Impulse und Akzente zu setzen verspricht. Als Autoroeuvre betrachtet, das im Kreuzungspunkt zentraler, insbesondere auch literarischer Diskurse seiner Zeit steht (Ordens- und Reformdiskurs, Frömmigkeitstheologie, Historiographie, Hagiographie/Vitenliteratur, Mystikrezeption, Autor-/Redaktorschaft, Übersetzungsliteratur, enzyklopädische Literatur), eröffnen die Schriften des Johannes Meyer überdies die Möglichkeit, diese verschiedenen, mitunter ineinandergreifenden diskursiven Felder und Praktiken exemplarisch zu analysieren und darzustellen. Die Untersuchung wird ergänzt um eine Edition zweier Texte mittleren Umfangs ('Papst-' und 'Kaiserchronik Predigerordens'), auf die die literaturwissenschaftliche Analyse explizit bezogen ist, die aber bislang nicht in einer Druckausgabe zugänglich sind.
Projektleitung: PD Dr. Christian Seebald
Edition & Kommentierung der deutschen Versnovellistik des 13. und 14. Jhd.s
gefördert von der DFG
Ziel des Projektes ist die Edition und Kommentierung der deutschen Versnovellistik (‚Mären’) des 13./14. Jahrhunderts. Es handelt sich um 171 Erzählungen mit ca. 58.500 Versen an ediertem Text; insgesamt sind ca. 172.000 Verse überliefert. Das Corpus umfasst die 113 von Heinrich Niewöhner für sein ‚Neues Gesamtabenteuer’ vorgesehenen Stücke, von dem nur ein erster Band mit 37 Stücken 1937 erschienen ist. Weil Niewöhners Editionsprinzipien aus heutiger Sicht der Spezifik des Genres nicht gerecht werden, werden zu den 76 nicht edierten Texten auch die 37 aus dem ersten Band des ‚Neuen Gesamtabenteuers’ bearbeitet. Hinzu kommen 58 Stücke aus dem Überlieferungsumfeld, die bisher aus einer dem Genre unangemessenen, rigoristischen Auffassung von literarischen Gattungen nicht berücksichtigt wurden. Ausgeschlossen sind aus pragmatischen Gründen Texte, die in Autor- und Corpusausgaben in jüngerer Zeit ediert worden sind.
Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Ridder (Tübingen), Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler (Köln)
MitarbeiterInnen in Köln: Dr. Gudrun Felder, Dr. Henrike Schaffert, Manuela Gliesmann M.A.
Homepage: www.versnovellistik.uni-koeln.de
Polychrome Entwürfe höfischer Welten: Farben und ihre Semantiken in erzählender Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts
gefördert von der DFG
Ausgangspunkt des Projektes ist die Beobachtung, dass die höfische Erzählliteratur des 12. und 13. Jahrhunderts auffallend an einer dem Mittelalter ganz eigenen 'Chromophilie' partizipiert, deren Deutung und Bedeutung für die sich in den Texten manifestierenden Selbstdefinitionen und -repräsentationen feudaladeliger Gemeinschaften systematisch erarbeitet werden soll. Gerade im Rahmen der sehr intensiven Erforschung höfischer Literatur im medialen Kontext von Mündlichkeit und Schriftlichkeit steht die literarhistorische Analyse erzählter Farben in diesen Texten bislang noch völlig aus. Die an der Schnittstelle von Ikonographie und Skriptographie anzusiedelnde erzählte Polychromie soll deshalb Arbeiten zur Poetik der Visualität höfischer Literatur um einen zentralen Aspekt ergänzen. Neben Studien zu den poetischen und poetologischen Funktionen von Farbnennungen soll die Projektarbeit vor allem der spezifischen Historizität der Farbdeutung im Mittelalter gerecht werden, für deren nähere Erschließung die Aufarbeitung des theologischen Kontextes von Farbdeutungen unabdingbar ist. Denn Farbbezeichnungen stehen im theologisch-lateinischen Schrifttum des Mittelalters -- anders als in der Neueit -- selten als Abstraktum, sondern kennzeichnen nach dem allegorischen Verfahren von Schrift- und Weltauslegung stets als Eigenschaft ein Ding (res). Die heilsgeschichtliche Bedeutung dieser Eigenschaft gilt es zu ermitteln (Meier). Neben intensiven Textlektüren, die der sinnstiftenden Funktion von Farbsemantiken nachgehen und deren außerliterarische Kontexte erschließen sollen, wird deshalb die Auseinandersetzung mit den Rekursen höfischer Literatur auf den theologischen Farbdiskurs und auf die mit diesem in Zusammenhang stehende Lichttheologie für die geplanten Forschungsarbeiten zentral sein.
Projektleitung: Prof. Dr. Monika Schausten
Mittelalterliche Textualität als Retextualisierung: Das Textcorpus des "Pèlerinage de la vie humaine" im europäischen Mittelalter des 14. bis 16. Jahrhunderts
gefördert von der DFG
Die im Jahre 1330/31 von dem Zisterzienser Guillaume de Déguileville als Gegenentwurf zum „Roman de la Rose“ verfaßte Traumallegorie „Le Pèlerinage de la vie humaine“ hat in den folgenden 150 Jahren die verschiedensten thematischen Umarbeitungen (2. und sogenannte 3. Fassung), Erweiterungen („Pèlerinage de la vie humaine“, „Pèlerinage de l’âme“ und „Pèlerinage de Jhesucrist“ als „Pèlerinage“-Trilogie), textuellen Transformationen (Prosaversionen der einzelnen Texte) und Übersetzungen (ins Englische, Deutsche, Niederländische, Spanische und Lateinische) erfahren, so daß ein umfassendes europäisches „Pèlerinage“-Corpus entstanden ist. In unserem Projekt geht es einerseits um eine literarhistorische Erschließung der deutschen Übersetzungen, der kastilischen Druckversion und der verschiedenen lateinischen Fassungen des „Ame“-Textes, andererseits um die Frage des erstaunlichen Fehlens eines italienischen „Pèlerinage“-Textes.
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Kablitz und Prof. Dr. Ursula Peters