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Projekte Neuere deutsche Literaturwissenschaft


“PRANA: Posthumanist Research and Narratology”

DFG-Netzwerkprojekt, Laufzeit 01/2025-12/2027
Koordinatorin Dr. Charlotte Coch, Ko-Koordinator Dr. Ronald Röttel

Das Netzwerk widmet sich der systematischen Neukonzeptionierung des Erzählens und der Erzähltheorie vor dem Hintergrund posthumanistischer Theoriebildung. Das Konzept des Posthumanismus wird hier als wissenschaftstheoretische und -historische Zäsur begriffen, die gleichzeitig eine medienhistorische Wende markiert. Während humanistische Wissenschafts- und Erzählkonzeptionen von der Dominanz des Buchs als Medium der Wissensspeicherung und -zirkulation geprägt sind, lokalisiert sich ein post-humanistischen Wissenschafts- und Kunstverständnisses in der postdigitalen Medienlandschaft des 21. Jahrhunderts.
Insbesondere die nach wie vor strukturalistisch geprägte Narratologie ist trotz behaupteter Medienindifferenz und ideologischer Neutralität stark von der Buchkultur wie von humanistischen Ideen geprägt. Sie ist so praxeologisch und konzeptuell in der prä-digitalen Kultur verhaftet. Vor diesem Hintergrund strebt das Netzwerk an, erzähltheoretische Konzepte zu diskutieren und weiterzuentwickeln, die den vielfältigen medialen Formen und Formaten des Erzählens im postdigitalen Kontext gerecht werden. Das Netzwerk interessiert sich darüber hinaus insbesondere für erzählerische Verfahren, die an der Grenze zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Agentialitäten angesiedelt sind und damit die Theoretisierung von Erzählen als grundlegend menschlicher Tätigkeit in Frage stellen.
Das Netzwerk interessiert sich für alternative Praktiken des Erzählens wie der Theoretisierung des Erzählens, welche die Verwobenheit von Mensch und Umwelt zum Ausdruck bringen. Umwelt meint zum einen die organische, deren krisenhafter Zustand in Bezug auf Klimawandel, Artensterben und Ökozid aus kultureller Perspektive von den environmental humanities untersucht wird, zum anderen die von digitalen Technologien geprägte Medienwelt, welche Gegenstand der digital humanities und der Medienwissenschaften ist. Diese beiden sich wiederum disziplinär ausdifferenzierenden und teilweise gegeneinander abgrenzenden Überschreibungen der früheren ‚Geisteswissenschaften‘ gilt es in der Befragung auf konkrete erzählerische Praktiken und ihre Theoretisierung zusammenzuführen und mit anderen Perspektiven auf Theorie und Praxis des Erzählens abzugleichen.

 


 

"Narrative Micro-Praxeology: Sociological and Literary Office Novels 1970/2000“

Teilprojekt der WEAVE-Projektgruppe „Buerographies. Administration After the Age of Bureaucracy", Laufzeit 10/2024-9/2027
Leitung Prof. Dr. Nicolas Pethes, Projektmitarbeiterin Dr. Livia Kleinwächter

Im Rahmen der WEAVE-Projektgruppe „Buerographies. Administration After the Age of Bureaucracy" (Wien/Basel/Friedrichshafen/Köln) untersucht das Teilrpojekt die Wechselbeziehung zwischen der Bürokratiekritik seit der Reformbewegung der 1960er Jahre in Westdeutschland einerseits und der gleichzeitigen Implementierung bürokratischer Verfahren in die Unternehmensverwaltungen, vor allem in den Arbeitsbereich des Büros. Insofern die wachsenden Forderungen nach institutioneller Entbürokratisierung auf demselben Prinzip der ökonomischen Rationalität beruhten, das auch der staatlichen Bürokratie zugrunde liegt, ebneten sie unwillkürlich den Weg für die Übertragung von Verwaltungsverfahren und bürokratischer Schreibtechniken in weitere EInsatzbereiche. Das Teilprojekt analysiert, wie die damit einhergehenden kulturkritischen Diskurse, Alltagsmythologien und Narrative sowohl in soziologischen Studien zur Praxeologie der Büroarbeit wie im literarischen Genre des Büroromans rekonstruiert und reflektiert werden.

 


 

„Medienpathologien II: Kritik und Ästhetik der Digitalisierung im Spiegel des Diskurses über Digitales Lesen“

DFG-Einzelsachbeihilfe, 2022-2025
Leitung Prof. Dr. Nicolas Pethes,  Projektmitarbeiterin PD. Dr. Susanne Düwell

Das Projekt plant eine historische Rekonstruktion und systematische Analyse von Diskursen, die Formen intensiven bzw. exzessiven Kunst- und Medienkonsums medizinisch (bzw. psychiatrisch) oder pädagogisch (bzw. sozialpsychologisch) pathologisieren. Derartige Diagnosen existieren nicht erst mit Blick auf den Umgang mit digitalen Medien. Sie lassen sich schon im Kontext der Leserevolution bzw. der Theaterbegeisterung am Ende des 18. Jahrhunderts nachweisen und prägen unter gewandelten medientechnischen und epistemologischen Bedingungen auch die Diskussion über den Film zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Projekt wird diese verschiedenen Phasen und Referenzmedien des Diskurses über pathologische Formen und Folgen der Rezeption populärer Kunst und Unterhaltung erstmals unter umfassender Berücksichtigung der historischen Quellenlage systematisch und vergleichend aufarbeiten. Auf diese Weise werden nicht nur die Kontinuitäten eines spezifischen kulturkritischen Diskurses zu unterschiedlichen Phasen der Literatur- und Mediengeschichte kenntlich gemacht, sondern auch die Transformationen dieses Diskurses angesichts des Wandels medialer Präsentations- und Rezeptionsformen. Erst eine solche historische Differenzierung unterschiedlicher Mediendispositive und Krankheitsdiagnosen wird es erlauben, gegenwärtige Diskussionen über Mediensucht zu analysieren und zu bewerten.

 


 

Morphomata:

Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen

gefördert vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung

Das „Internationale Kolleg Morphomata: Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Freiraum für die Geisteswissenschaften“ als eines der neuen Käte Hamburger Kollegs gefördert (Förderkennzeichen 01UK0905). Jährlich bis zu 10 Fellows aus aller Welt forschen gemeinsam mit Kölner Wissenschaftlern zu Fragen kulturellen Wandels.

Im Dialog mit internationalen Wissenschaftlern gibt das Kolleg geisteswissenschaftlicher Forschung einen neuen Ort – ein Denklabor, in dem unterschiedliche disziplinäre und kulturelle Perspektiven verhandelt werden. Die Fellows bereichern das Lehrangebot der Universität durch öffentliche Vorlesungen, Tagungen und Publikationsbeiträge. Neben der internationalen Vernetzung wird eine enge Verzahnung mit kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen und regionalen Medien angestrebt. Ausstellungen und Veranstaltungsreihen sollen Aushängeschild universitärer Öffnung sein.

Direktorium: Prof. Dr. Günter Blamberger, Prof. Dr. Dietrich Boschung, Prof. Dr. Anja Lemke

Geschäftsführung: Dr. Martin Roussel, Semra Mägele

Homepage: morphomata.uni-koeln.de